Bonsais aus *Samen* ziehen – Ein Experiment

Von: Torsten
Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert am: 8 minutes read

Wahrscheinlich seid ihr auch schon an den schönen Bonsais in Baumärkten oder Fachmärkten vorbeigelaufen. Dort findet man häufig Bonsais wie Myrte oder Ficus. Spezielleres findet man selten. Ok und schön sind sie auch nicht immer. Trotzdem werden die guten Stücke erst einmal mitgenommen. Die größte Herausforderung dabei ist, die Bäume länger als ein paar Monate überleben zu lassen. Das ist in den meisten Fällen gar nicht so einfach, denn in der Regel handelt es sich bei den Angeboten um Indoor Bonsais, die in ihrer Heimat in den Tropen beheimatet sind. Lange hat man daran keine Freude. Auch bei mir sind schon einige Exemplare jämmerlich dahin verrottet 😀

Dann doch lieber gleich von Anfang an dabei sein. Denn Bonsais aus eigener Anzucht zu formen und zu gestalten übt einen großen Reiz aus. Es ist zugleich die einzige Art volle Kontrolle über seinen zukünftigen Minibaum zu behalten. Diese Faszination bzw. Fantasien sind es, die bei den meisten im Kopf herumschwirrt. Ich beschäftige mich mit dem Thema nun schon eine ganze Weile und hatte in meiner “Jugend” auch schon erste Erfolge mit einem Orangenbaum. Leider sind die guten Stücke damals der Sonne und dem jugendlichen Leichtsinn zu Opfer gefallen 🙂

Ist es der beste Weg? Vermutlich nicht, denn bei der Aufzucht von Jungpflanzen können schon viele Fehler passieren und man muss eine ganze Menge Geduld mit bringen. Denn die ersten Formschnitte oder Korrekturen können erst an Jungpflanzen vorgenommen werden, die schon 1-3 Jahre Wachstum hinter sich haben. Alternativen gibt es viele: Jungpflanzen aus der Baumschule oder die Suche nach Wild wachsenden Jungpflanzen (Yamadori). Wer dennoch Lust auf die Aufzucht hat, liest einfach mal weiter.

Bezug von Baumsamen

Um Bäume auszusähen benötigt man zu aller Erst Samen. Hier muss man ein wenig auf seinen geschulten Bullshit Instinkt hören … Denn Bonsaisamen gibt es natürlich nicht. Natürlich handelt es sich bei den angebotenen Samenpackungen um ganz normale Baumsamen. Vertrieblich bzw. Marketingtechnisch verkaufen sich die Samenpackungen jedoch besser und noch besser, wenn sich auf der Packung ein schönes Bild eines gestalteten Bonsais befindet. Meist eignen sich diese Sorten, auf Grund ihres Wuchsverhalten, mehr oder weniger besser zur Bonsaigestaltung. Mit diesem Bewusstsein um Kopf kann dem Kauf nichts im Wege stehen – Frei nach dem Motto: Umso weniger die Erwartung, desto besser.

Eine Alternative zum Kauf, stellt das Sammeln von Samen dar. Ein schöner Herbstspaziergang durch die heimischen Wälder sollte erfolgversprechend sein – Ich denke dabei an Sorten wie Kastanie, Ulme, Buche oder Fichten. Je nach Art empfiehlt sich die Aussaat direkt im Herbst oder im Frühling. Viele Outdoor Bäume und winterharte Sorten benötigen zuvor eine Kälteperiode – Die sogenannte Stratifikation. Stratifikation bedeutet im Prinzip nur, den Samen eine Kälteperiode, also den Winter vorzuspielen. Dies sollte am besten im Kühlschrank erfolgen. Bezüglich der Temperatur habe ich verschiedene Aussagen gelesen, von Kühlschrank bis Tiefkühltruhe. Rein theoretisch kommt Frost ja auch in der Natur vor, in allen Foren wird jedoch davon abgeraten. Ich habe mich bei meiner Aussaat für den Kühlschrank entschieden.

Für diese Aussaat habe ich mich für den Kauf von Samen über Online Shops entschieden. Auch, entgegengesetzt der Empfehlung für exotische Arten. Hier meine Liste vom Samenversand Tropcia.de:

Neben den Samen benötigen wir noch ein Zimmergewächshaus sowie Erde zur Aufzucht:

Bonsai Anzucht

Bonsai Gewächshaus mit Samen

Aussaat

Aussat von Rotem Fächerahorn
Samen für 3 Wochen in den Kühlschrank
Die Samen von der Hülle befreit
Erneute Stratifizierung auf nassen Substrat

Ahornsamen erkennt man schön an der geflügelten Form. Ahorn Bäume sind winterharte Arten. Die Samen also auch. Die Samen werden im Herbst produziert. In dieser Zeit schickt der Baum die Samen auch auf ihre Reise. Würden die Samen sofort anfangen zu keimen, würden die kleinen Pflänzchen sofort absterben. Aus diesem Grund benötigen sie einen Katalysator. In unserem Fall der Winter und die anschließende Wärmeperiode. Durch Stratifizierung kann dieser Prozess künstlich nachgestellt werden. Ich habe die Samen 3 Wochen inklusive Flügel in den Kühlschrank gelegt. Anschließend die Samenkapseln von der Flughülle befreit und auf feuchtes Substrat gelegt und noch einmal für eine Woche in den Kühlschrank verlagert. Erst danach werden die Samen eingepflanzt.

Aussaat von Mönchspfeffer und Afrikanischen Elefantenstrauch
Aussaat in feuchte Bonsaierde
Erste Keimlinge

Mönchspfeffer und Afrikanischer Elefantenstrauch können ganzjährig ausgesät werden. Die Samen benötigen keine Stratifizierung. In kleine Gefäße habe ich Aussaatsubstrat gegeben und eingeweicht. Die Mönchspfeffersamen werden anschließend leicht in die Erde gedrückt, der Elefantenstrauch einfach über das Substrat gestreut. Die Samen sind so winzig, hier kann nix eingedrückt werden.

Aussaat von Afrikanischen Blauregen

Blauregen muss vor der Aussaat quellen. Dazu einfach die relativ großen kugelförmigen Samen in lauwarmes Wasser 24h lang einweichen. Anschließend die Samen ca. 1cm tief in die Erde eindrücken und abdecken. Nach ein paar Wochen sollten die Samen keimen.

Aussaat von Chinesischen Wacholder
Wacholder Samen vor der Stratifizierung

Chinesischer Wacholder muss vor der Aussaat, wie der Ahorn, stratifiziert werden. Dazu habe ich die Samen eine Woche lang auf feuchtem Substrat in den Kühlschrank gegeben. Nach einer Woche habe ich sie noch einmal 24h in lauwarmen Wasser quellen lassen, bevor sie in das Zimmergewächshaus ausgepflanzt wurden.

Ergebnis nach 3-4 Wochen

Mönchspfeffer 1 Woche nach der Keimung
Blauregen nach 1 Woche
Blauregen nach 1 Woche
Afrikanischer Elefantenstrauch 2 Wochen nach Keimung
Im Vergleich - Lebende Steine Keimlinge

Wie ihr seht haben die ersten Pflanzen das Licht der Welt erblickt. Bemerkenswert ist dabei das Wachstum des Blauregen und der Mönchspfeffer Pflanzen. Auch der Elefantenstrauch hat bereits zwei kleine Blätter produziert. Das Wachstum ist im Gegensatz zu den anderen Pflanzen extrem langsam. Im Vergleich mit den Sämlingen des Lebenden Steins (Lithops) kann man toll erkennen, dass es sich bei beiden Pflanzen um Sukkulenten handelt.

Über die nächsten Wochen und Monate werde ich euch hier immer wieder Updates zum Wachstum und Pflege der Pflanzen geben. Seid gespannt.

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8 Kommentare

*Kakteen und Sukkulenten* aus eigener Anzucht - Die Aussaat - Hufsky-Living 23. März 2016 - 23:59

[…] ich mich gerade im Pflanzen Aussaat Fieber befinde (Bonsais aus Samen ziehen), habe ich mich neben der Baum Aussaat auch direkt in die Anzucht von Kakteen und Sukkulenten […]

Antworten
Kaktusmichel 28. März 2016 - 16:14

Schön gemacht der Beitrag.
Gruß Michael

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Martin 20. Juni 2018 - 17:26

Hallo.
Gibt’s denn nach 2 Jahren eine Fortsetzung? Vor allem Juniperus und der Ahorn… Bin auch Grade dabei welche aus Samen zu ziehen und finde die unterschiedlichsten Anleitungen…

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Torsten 23. Juni 2018 - 11:08

Ja ich habe schon ein Update vorbereitet. Der Ahorn entwickelt sich gerade sehr gut. Juniperus sind jedoch leider alle verendet :/

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Martin Winkler 26. Juni 2018 - 17:46

Das freut mich zu hören das wenigstens der Ahorn etwas geworden ist… warte jetzt schon 1,5 Monate, aber bis jetzt hat sich bei dem noch nichts getan…

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Moritz Giebe 16. Januar 2019 - 13:22

Hallo,
ich habe mir vor kurzen ein paar samen bestellt und habe diese jetzt auch schon der Kälte ausgesetzt, aber ich finde nirgendwo die Zeitspanne wie lange die Samen die Stratifikation ausgesetzt sein sollen. Deshalb wollte ich um Rat fragen, ob du mir eine ca. Zeit sagen kannst wie lange die Samen die Stratifikation ausgesetzt seien sollen.

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen : ).

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Torsten 21. Januar 2019 - 11:39

Hallo Moritz,

ich hatte es damals mit ein paar Tagen versucht. Das reicht nicht für alle Arten.
Verschiedene Quellen schreiben, dass die Stratifizierung schon 3-4 Wochen dauern sollte.
Das beste ist dabei die Samen in Sand zu vergraben.

Viele Grüße
Torsten

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Maurice 4. Januar 2020 - 11:01

Wie ist es den Pflanzen jetzt ergangen? Es ist Januar und ich habe einige Samen (Roter Ahorn, Judas Baum, Wisteria, Japanische Schwarzpinie) zu Weihnachten bekommen. Nun würde ich gerne aussäen. Hast du im nachhinein noch Tips oder Dinge die du anders machen würdest als oben beschrieben?
LG

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