Im Bericht zum Tag der offenen Tür bei Kakteen Haage hatte ich es ja schon einmal kurz anklingen lassen, dass Kakteen sich nicht nur zum anschauen eignen sondern teilweise sogar ihren Weg in die Küche gefunden haben. Seitdem hatte es diese Idee bisher nur auf meine “Mussichprobierenbevorichumkippe” Liste geschafft, ohne dass ich länger darüber nachgedacht hatte. Aber da war ja noch was … das jährliche Kakteenessen Dinner bei Kakteen Haage. Und so wurde ich am Wochenende überrascht mit einem Ausflug nach Erfurt 🙂
Da wir aus Dresden eine nicht ganz so lange Anfahrt haben, aber auch keine Lust hatten spät Abends noch zurück zu fahren, haben wir uns ein Hotel in der Nähe gesucht. Die direkt angrenzende Innenstadt rund um den Erfurter Dom bietet dazu genug Möglichkeiten. Wir hatten uns für das Dorint Hotel entschieden, was sehr zu empfehlen ist. Als Geheimtipp, hab ich mir sagen lassen, hat sich auch das Hotel Erfurter Ausblick entpuppt.
Das Kakteenessen beginnt (18:30)
18:30 haben wir uns auf den Weg gemacht zum Kakteengelände von Kakteen Haage in der Blumenstraße. Der offizielle Beginn wurde mit 19:00 angegeben, man solle aber ruhig eher da sein um noch etwas über das Gelände zu schlendern. Das taten wir auch.
Rund um die Kakteenhäuser waren kleine Stehtische aufgestellt und wir wurden auch direkt vom netten Servicepersonal empfangen, die uns schon die ersten Kakteenleckereien als Fingerfood reichten – Herrlich. Es gab eine Auswahl von verschiedenen Mundfreuden auch Amuse-Bouches genannt.
- Mini-Kaktusbratwurst auf ofenwarmen Honig-Senf Kraut mit Brotchip
- Himbeer-Chili-Süppchen mit „West Coast Hähnchenspieß
- Potato-Corn-Salad mit San Francisco Bay Shrimp
- Sandwich-Roll am Spieß
Im ersten Gewächshaus wurde der erste Alkohol in Form von erfrischenden Tequila Sunrise Cocktails oder Prosecco gereicht. Mit diesen Leckereien sind wir dann noch etwas übers Gelände geschlendert. Das könnte ich jeden Tag machen – Ulrich Haage ich beneide dich!
Dresscode für das Kakteenessen
Was zieht man denn eigentlich zum Kakteenessen an? Auf der Einladung stand, man solle sich schick bis exotisch anziehen. Daran hatte sich auch jeder gehalten. Ich habe zumindest keine modischen Entgleisungen erkennen können 🙂 Der Gastgeber selbst war ebenfalls festlich gekleidet sogar mit Fliege – sehr sympathisch. Da war ich gar nicht so schlecht beraten meinen Anzug eingepackt zu haben.
Empfang und festliche Eröffnung (19:00)
19:00 empfing uns dann Ulrich Haage selbst und leitete in den Abend ein. Auffällig zupfte er immer an seinen Fingern – klar er hatte kurz vorher auf der EGA Erfurt noch einen Opuntienbaum verschnitten. Ich mag ja solche Anekdoten, denn ich konnte mich direkt wieder an meine Schulzeit erinnern als ich auch manchmal in der Schule saß und mir die Stacheln noch aus den Fingern zog, da ich am Vortag noch umgetopft habe.
Nach dem Empfang ging es über einen roten Teppich durch das Gewächshaus, hin zum Ort der kulinarischen Veranstaltung. Alles erinnerte an eine Vintage Gartenparty an einem lauen Sommerabend. Überall hingen Stoffe von den Gewächshausdecken, es wurden Kerzen in Gläsern angezündet und zu späterer Stunde wurden dann noch die Kakteen an den Rändern angeleuchtet. Die Tische waren festlich gedeckt, natürlich mit Kakteendeko, Kerzenlicht und auch ein paar Wasserkaraffen.
Schön fand ich, dass alle Gäste platziert wurden. Es gab also kein Platzgesuche. Ob sich was bei der Platzierung gedacht wurde? Ich weiß es nicht. Zumindest konnte ich ein paar Gäste erkennen, die zu viert erschienen und geschickt gegenüber platziert wurden. Also vermutlich schon 🙂
Passend zum Abend hat Ulli eine typisch mexikanische “Band” eingeladen, die uns den ganzen Abend über mit stimmiger Musik unterhielt.
Das Menu – Thema USA
Auf was waren wir am meisten gespannt? Na klar, das Menü. Dieses bestand aus fünf Gängen und einer Auswahl an sehr guten Weinen. Thematisch war alles an den USA ausgerichtet. Ich versuche hier mal solange der Geschmack noch auf der Zunge liegt, alles etwas Revue passieren zu lassen. Es sei dazugesagt, dass ich bestimmt kein Restaurant-Tester oder ähnliches bin, ich mich aber schon zutraue, einschätzen zu können, ob ein Essen schmeckt 🙂
Bevor der erste Gang gereicht wurde, waren wir schon leicht gesättigt, denn die kleinen Häppchen vornweg waren einfach zu lecker 🙂
Gang 1: Las Vegas Caesar Salad
Los ging das Menu mit einem Las Vegas Caesar Salat. Der Salat war angereichert mit gezupften Kentucky-Bourbon-Honig-Beef, einem Ziegenkäse-Cranberry-Pie und leckerem Johannisbeerjelly. Der Kaktus hat sich bei diesem Gericht in geräucherter Form im Salat versteck. Alles war richtig lecker.
Gang 2: Brokkoli-Bier-Suppe
Der zweite Gang wurde in flüssiger Form gereicht. Die Brokkoli Bier Suppe war perfekt gewürzt und schön schaumig. Vom Geschmack her dominierte der Brokkoli und nicht das Bier 🙂 Der Kaktus fand sich auf dem Tellerrand wieder in Form einer Julienne. Wobei eine Julienne ja im Lehrbuch ein quadratisch geschnittenes, längliches Stück Gemüse ist. Das Kaktusblatt war sehr pikant scharf eingelegt.
Gang 3: Catfish im knusprigen Nacho-Mantel
Der erste Hauptgang kam nun als Fisch verkleidet daher. Ein Catfish – Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das ein Wels. Der Catfish wurde im Nacho-Mantel paniert und als Beilage wurde ein Tomaten-Chili-Kartoffelstock gereicht oder wie Ullrich ihn nannte – Kartoffelbrei 🙂
Der Kaktus hat sich hier in Form eines Nopalito-Kürbiskern-Orangen-Pesto präsentiert. Der Fisch war perfekt gebraten und gewürzt. Der Kartoffelstock war aus meiner Sicht nicht scharf genug, wobei der Grad sehr schmal ist, bevor ein Gericht zu scharf wird.
Gang 4: Hähnchenroulade „Surf & Turf“
Besonders war für mich die Hähnchenroulade. Denn diese konnte man auf den ersten Blick gar nicht richtig erkennen. Sie hat von der Roulade im Prinzip nur den äußeren Rand ausgemacht. Das Innere der Roulade war mit Hummerschaum ausgefüllt (denke ich) und war garniert mit kleinen Garnelen. Als Beilage wurde gebratene Polenta gereicht. Der Kaktus hat sich als ganzes Blatt unter geschmolzener Spitzpaprika und Chicorée versteckt. Das zweite Hauptgericht war handwerklich perfekt angerichtet. Geschmacklich hat es mich nicht 100% überzeugt, da ich Garnelen nicht so mag und der Schaum auch gewöhnungsbedürftig war.
Gang 5: Kumquat-Kaktusfeigen-Eis
Den krönenden Abschluss bildete das Dessert und das war wirklich ein Highlight. Das Kumquat-Kaktusfeigen-Eis war extrem lecker. Zusätzlich gab es einen Schokoladenbrownie bzw. einen Schokoladenwhitie. Eine in „Whiskey?“ Eingelegte Banane mit Mascarpone-Limetten-Mousse rundete das Dessert ab. Daumen hoch dafür 🙂
Die Weinauswahl
Passend zu dem Thema USA wurden kalifornische Weine serviert. Die Weine kamen für vier der fünf Gerichte aus dem Weingut Canyon Road Winery und zur Hähnchenroulade wurde ein Merlot der Frei Brothers gereicht.
Canyon Road war uns vorher nicht bekannt aber wir waren extrem überrascht wie gut dieser Wein schmeckte. Interessant ist vor allem der Zinfandel White von Canyon Road. Wir lieben ja die leicht lieblichen süßen Weine. Und dieser Wein schmeckt so aromatisch und zeitgleich süßlich nach Fruchtaromen der Erdbeere, Himbeere und Wassermelone. Was mich etwas verwundert hatte, dass während des Dinners der White Zinfandel als Weißwein angekündigt wurde obwohl dieser Wein eigentlich ein klassischer Rose ist. Ebenfalls von Canyon Road war der Dessert Wein – Der Moscato, ein gelber Muskateller. Dieser Wein kommt fast schon mit seiner Süße an bekannte Eisweine oder Beerenauslese heran. Wir waren begeistert.
Zum Fisch wurde ein Merlot (Rotwein) der Frei Brothers serviert. Es hat gepasst.
Was mir gefallen hat
Zwischen den Gängen gab es immer wieder Erklärungen oder auch ein paar lustige Anedokten von Ulli. So haben wir beispielsweise erfahren, dass es fast ein komplettes Gewächshaus mit essbaren Opuntien brauchen würde, wenn Ulli die Kakteen selbst züchten würde für die vier Tage Kakteendinner – Verrückt. Auch die Geschichte rund um die ersten Versuche die Triebe der Opuntien, auch Nopalitos genannt, selbst zu kochen waren äußerst amüsant. Wir haben uns gut amüsiert und auch ein klein wenig schlauer sind wir nun.
Kurz vor dem Hauptgang hat Ulli zusammen mit uns allen eine reife Frucht des Feigenkaktus zerschnitten und auch zur Kostprobe bereitgestellt. Einige Mutige haben sich sogar getraut ihre Körperflüssigkeiten rot zu färben. Wir haben ja gelernt, dass die Farbstoffe selbst den Campari rot färben sollen.
Insgesamt waren die Pausen, in denen man auch viele Fragen stellen konnte wirklich passend und hat dazu beigetragen, dass eine gute Stimmung aufkam.
Kathrin und Henry – Gleich und Gleich gesellt sich gern
Ähnlich wie schon beim Tag der offenen Tür konnte ich hier etwas wirklich beobachten, dass sich Gleichgesinnte treffen. Man ist sich fast schon sympathisch, allein weil man weiß die anderen begeistern sich genauso für das gleiche Hobby. Es herrschte einfach eine tolle Stimmung. Wir schauten uns die Pflanzen an und murmelt man etwas vor sich hin, bekommt man aus dem Hintergrund direkt eine Antwort auf seine Fragen – Super.
So hatten wir ein total sympathisches Pärchen uns gegenüber sitzen mit denen wir richtig gut über Kakteen und die Welt reden konnten. Kathrin und Henry, wenn ihr das lest: Es war ein toller Abend. Meldet euch ruhig mal bei Gelegenheit 😉
Was isst man denn da vom Kaktus?
Bis hier hin ist jetzt so oft die Phrase Kakteenessen gefallen. Aber welche Kakteen und was daran genau kann man denn nun essen? So richtig einladend zum Essen sehen die kleinen stachligen Gefährten ja nun wirklich nicht aus.
Bekannt unter den essbaren Kakteen sind bisher nur die Opuntien – Die Feigenkakteen. Ihre Blätter, die ich gerne Ohren nenne, werden auch Nopalitos genannt. Unter diesem Begriff werdet ihr auch die Zutaten für eure Kakteengerichte finden.
Nopalitos enthalten eine Vielzahl an Antioxidantien, Vitaminen und Elektrolyten. Sie haben den Ruf den Cholesterinspiegel und den Blutzucker zu senken. Und auch für die Low Carb Anhänger gibt es gute Nachrichten. Denn die Opuntienblätter besitzen gerade einmal 14 Kalorien/100g.
Wie werden die Opuntien vorbereitet?
Opuntien haben einen intelligenten Abwehrmechanismus. Sie haben über ihr Blatt verteilt kleine Stachelansammlungen. An einer dieser Ansammlungen können sich sehr viele Dornen ansiedeln, welche alle kleine Widerhaken besitzen. Das macht es besonders schwierig sie wieder zu entfernen. Deshalb die erste Regel – Verwendet Handschuhe, am besten Lederhandschuhe. Wichtig ist, dass die Blätter relativ jung sein müssen. Denn erstens sind die Dornen bis dahin nicht so stark ausgebildet und zweitens ist das Innere noch nicht so stark verholzt.
Mit einem scharfen Messer entfernt ihr nun die kleinen Dornen. Anschließend schneidet ihr entlang der äußeren Kante. Nun sollte das Blatt auf ein Brett gelegt werden und ähnlich wie beim Fisch die äußere Haut entfernt werden.
Schaut euch auch mal diesen interessanten Link dazu an: https://kathleeniscookinginmexico.wordpress.com/2011/01/28/how-to-clean-nopal-cactus-pads-without-becoming-a-pin-cushion/
Wenn ihr mehr wissen wollt über die Zubereitung von speziellen Gerichten und Tipps & Tricks erfahren möchtet empfehle ich euch diese beiden Bücher. Eins davon ist das von Ulrich Haage gemeinsam mit dem Kakteenkoch Ulrich Manck und Kaktuskünstlerin Birgit Winter geschriebene Buch:
Bezugsquellen für Nopalitos
Die wohl schwierigste und lang andauerndste Variante ist die Opuntien selbst heranzuziehen. Selbst wenn es euch gelingen würde, soll das Ergebnis wohl nicht das Gleiche sein. Grund dafür ist ganz einfach unsere geographische Lage. Selbst unter besten Verhältnissen, wie bei Kakteen Haage vorzufinden, reicht die Sonne nicht aus um die Nopalitos ähnlich geschmackvoll zu züchten.
Die bessere Idee ist einfach mal beim nächsten Online oder Kakteen Händler zu schauen. Kakteen Haage bspw. bietet im Online Shop und auch vor Ort die Gläser mit eingelegten Nopalitos zum Kauf an. Aber auch auf Amazon werdet ihr fündig. Die Blätter können geschnitten und als ganzes Blatt erworben werden. Im Supermarkt um die Ecke habe ich die Blätter noch nicht gesehen.
Taxi fahren in Erfurt – Die freundlichsten in Deutschland?
Ihr habt es ja oben vielleicht gelesen. Es gab so viel Wein zum Dinner, dass ich niemanden empfehlen würde mit dem Auto zu fahren. Daher haben wir uns ein Taxi bestellt um uns zur Blumenstraße chauffieren zu lassen. Was mich an den Erfurter Taxifahrern so gefreut hat, ist die unglaubliche Freundlichkeit. Wenn man häufiger in Städten wie München oder Berlin mit dem Taxi unterwegs ist, ist die Erfurter Freundlichkeit fast schon erfrischend. Ich kann das wirklich jedem empfehlen sich einfach ins Taxi zu setzen. Unser Taxifahrer auf der ersten Fahrt hat direkt seine Telefonnummer bekanntgegeben und uns versprochen uns auch wieder abzuholen oder seinen Kollegen zu schicken. Und das hat auch wunderbar geklappt. Auch Nachts haben wir noch eine kleine
Erläuterung der Sehenswürdigkeiten und Insidertipps bekommen. Danke!
Fazit
Hier gibt es nur zu sagen, dass das Kakteenessen 2017 ein wunderbarer Abend war an dem sich wirklich jeder die größte Mühe gegeben hat. Die einzelnen Kakteengerichte waren allesamt wirklich lecker, die Weinauswahl vorzüglich und das Ambiente hervorragend. Und ja, wir haben uns direkt für das Kakteendinner 2018 eingetragen.
2 Kommentare
[…] wir im letzten Jahr die Kakteen Gärtnerei von Ulrich Haage zweimal besucht haben und vom Kakteen Essen 2017 (das 21.) total begeistert waren, haben wir uns letztes Jahr direkt in die Reservierungsliste für dieses […]
[…] Zu meiner großen Freude hat er die Eindrücke dieses Abends in einem Blogbeitrag auf seiner Seite https://hufsky-living.de/ geschildert. Lesen Sie alsio hier, mit welchen Eindrücken unser Gast die Kakteentafel verlassen […]